25. Todestag von Frank Böttcher

Einladung zum Gedenken

Vor 25 Jahren, am 8. Februar 1997 wurde der 17jährige Frank Böttcher von einem gleichaltrigen Neonazi getötet. Er wurde angegriffen, weil der Täter sich provoziert fühlte – vom Haarschnitt und der Kleidung des jungen Punks. Frank Böttcher musste sterben, weil Neonazis Minderheiten und alternative Jugendkulturen zum Feind erklärt haben.

Daran und an die Kontinuität von Menschenhass und rechter Gewalt möchten wir mit zwei Veranstaltungen erinnern:

Gedenkkundgebung

Für Dienstag, den 8. Februar 2022, um 16 Uhr laden wir am Gedenkstein an der Haltestelle „Klinikum Olvenstedt“ zum Gedenken an Frank Böttcher ein. Die Kundgebung findet unter Beachtung der gültigen Hygienevorschriften statt. Die Teilnehmenden werden gebeten, sich vorab zu testen, auf ausreichend Abstand zu achten und einen Mundschutz zu tragen.

Online-Talk über rechte Gewalt in Magdeburg

In Kooperation mit dem Stadtteilladen Mitmischen und Miteinander e.V. beleuchten wir die Umstände des tödlichen Angriffs auf Frank Böttcher Tat und die Zeit in der dies geschah. Eine rechtsextreme Jugendkultur dominierte damals den Osten Deutschlands und übte in einer Weise Gewalt gegen Menschen aus, die nicht in ihr Weltbild passten, wie es sich viele heute nicht mehr vorstellen können. Was ist nach dem Tod von Frank Böttcher passiert? Was waren die unmittelbaren und die mittelbaren Folgen? All dies besprechen wir am 8. Februar um 19 Uhr in einem Online-Talk mit David Begrich und weiteren Zeitzeug*innen. Alle Informationen und die Zugänge zur Veranstaltung finden sich auf der Facebook-Veranstaltungsseite.

Wir danken dem Stadtteilladen für die Initiative und für die Organisation der Abendveranstaltung.

Zum Hintergrund

Der 17-jährige Punk Frank Böttcher wird am 8. Februar 1997 erstochen. Am Vortag wird er von seiner weißen Hausratte „Speedy“ gebissen und entschließt sich nach Mitternacht, mit der Straßenbahn ins Krankenhaus nach Neu-Olvenstedt zu fahren, um den Biss dort behandeln zu lassen. Schon auf dem Weg wird er von drei Naziskinheads angepöbelt und als „Zecke“ beschimpft. Nach der Behandlung verlässt Frank Böttcher das Krankenhaus und geht zur circa einhundert Meter entfernten Straßenbahnhaltestelle zurück. Dort findet ein Jugendlicher ihn gegen 4 Uhr morgens auf dem Bürgersteig: blutüberströmt, mit sieben Stichverletzungen und einem Schädel-Basisbruch. Frank Böttcher stirbt gegen 5:30 Uhr in der Intensivstation des Krankenhauses.

Seitdem sind 25 Jahre vergangen. 25 Jahre, in denen das Engagement gegen Rassismus und Rechtsextremismus wichtige Erfolge erzielte. Aber auch heute sind Hass und rechte Gewalt Teil des Alltags – auf der Straße und in den Sozialen Medien. Noch immer werden die Menschenwürde und die Liberalität der politischen Kultur in Frage gestellt. Das BgR Magdeburg möchte an Frank Böttcher erinnern und zugleich ein Zeichen setzen für eine offene und demokratische Gesellschaft, in der jede*r angstfrei leben kann.

„Corona-Proteste“ in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind Motor der Radikalisierung

Die Träger und Projekte der Mobilen Beratung aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Kulturbüro Sachsen e.V., Miteinander e.V. und MOBIT) haben heute eine gemeinsame Einschätzung zu dem Protestgeschehen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie veröffentlicht.

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erleben derzeit eine wachsende Protestmobilisierung im Zeichen der Corona-Krise und entwickeln sich zum Motor einer bundesweiten Radikalisierung der Pandemie-Leugner*innen-Szene. Die Demonstrationen stellen eine große Herausforderung für zivilgesellschaftliche Akteur*innen dar, die sich vor Ort für eine demokratische Kultur engagieren.

Stadtralley zu Zivilcourage in Magdeburg

Alles, was es braucht, sin ein Smartphone und darauf die kostenfreie App „Actionbound“. Dann kann man bei einem Rundgang durch Magdeburg selbständig und spielerisch Wissenswertes zu Zivilcourage in Geschichte und Gegenwart erkunden. Mit diesem sog. Bound auf einem Weg über ca. 4,5 km erfahren die Teilnehmenden, was Zivilcourage ist und welche Hürden man überwinden muss, um zivilcouragiert einzugreifen. Dazu gibt es Tipps und Hinweise.

Der Weg ist komplett im öffentlichen Raum, so dass er unabhängig von Öffnungszeiten ist. Er beginnt am Willy-Brandt-Platz und endet an der Haltestelle „Opernhaus“. Zum Starten wählt man in der App den Bound mit dem Titel „Zivilcourage in Magdeburg“ oder folgt diesem Link.

Gedenken an die Pogromnacht am 9. November

Das Gedenken an die Pogromnacht von 1938 beginnt am 9. November um 17.30 Uhr im Forum Gestaltung. Im Anschluss gibt es einen stillen Gedenkweg zum Synagogenmahnmal in der Julius-Bremer-Straße.

Am 11. und 24. November werden weitere Stolpersteine verlegt werden. Seit der ersten Verlegung 2007 erinnern damit über 600 Steine an Menschen, die aus Magdeburg vertrieben, deportiert und getötet wurden. Den Ablauf und die Orte der neuen Verlegungen findet man hier.

Noch bis zum 20. November finden die Tage der jüdischen Kultur und Geschichte statt.

Unsere Wahl: Demokratie

Sachsen-Anhalt lebt vom Engagement und der Teilhabe seiner Bewohner*innen. Sachsen-Anhalt lebt von Menschen, die sich täglich ehren- oder hauptamtlich für das Zusammenleben einsetzen. Sachsen-Anhalt lebt von einer starken Zivilgesellschaft.

Am 6. Juni haben wir die Wahl:

– für eine offene und bunte Gesellschaft,
– für ein respektvolles und solidarisches Miteinander,
– für eine demokratische Alltagskultur.

Setzen wir uns ein: für einen starken Zusammenhalt in einem freien, offenen und vielfältigen Sachsen-Anhalt.