“Deutsche Arbeit” statt freie Gewerkschaften. Die Erstürmung der Gewerkschaftshäuser am 2. Mai 1933

Am 2. Mai jährt sich zum 90. Mal die Erstürmung der Gewerkschaftshäuser in ganz Deutschland durch die Nationalsozialisten, so auch in Magdeburg. Gewerkschaftliches Eigentum wurde beschlagnahmt, aktive Gewerkschafter:innen misshandelt und verhaftet. Im Rahmen des Gedenkjahrs Magdeburg 2023erinnert der DGB mit einer Gedenkveranstaltung am Dienstag, den 2. Mai 1933, um 17 Uhr im Gewerkschaftshaus (Otto-von-Guericke-Str. 6) erinnert an die gewaltsamen Ereignisse und die Zerschlagung der Gewerkschaften 1933.

Nach dem martialisch gefeierten “Tag der Arbeit” besetzten SA und SS-Mitglieder der Magdeburger „Standarte 21“ am 2. Mai 1933 gewaltsam die Büros der freien Gewerkschaften. Auch das erst 1932 fertiggestellte “Haus der Gewerkschaften“ am Ratswaageplatz wurde in Besitz genommen und wenig später von der DAF als „Haus der deutschen Arbeit“ wiedereröffnet.

Der DGB – Region Altmark-Börde-Harz gedenkt der gewaltsamen Zerschlagung der Gewerkschaften mit einem Vortrag des Magdeburger Historikers Guido Skirlo.

Georg Prick erinnert an den Magdeburger Juristen und Politiker Otto Landsberg

Als einer von sechs Mitgliedern im „Rat der Volksbeauftragten“ während der Novemberrevolution 1918 ist Otto Landsberg in die Geschichtsbücher eingegangen. Über Jahrzehnte hinweg wirkte der spätere erste Justizminister der Weimarer Republik in Magdeburg, woran der Jurist Georg Prick am Mittwoch, 29. März, um 17 Uhr in einem Vortrag zum „Gedenkjahr Magdeburg 2023“ in der Stadtbibliothek erinnert.

Eine rote Stadt wird braun. Die umstürzenden Ereignisse von 1933

Dienstag, 14.03.2023 | 17 Uhr | Stadtbibliothek Magdeburg

Im Vorfeld der von den Nazis angesetzten Reichstagswahlen am 5. März und den Kommunalwahlen am 12. März 1933 kam es zu zahlreichen machtpolitischen Inszenierungen der Nationalsozialisten und einer Welle gewaltsamer Angriffe auf Repräsentanten der Stadtgesellschaft. Prominenteste Opfer waren der damalige Oberbürgermeister Ernst Reuter und sein Stellvertreter Herbert Goldschmidt. Die kommentierte Lesung aus der Berichterstattung des Magdeburger General-Anzeigers in Kooperation von Stadtbibliothek und Miteinander e.V. erinnert an die institutionellen und gewalttätigen Maßnahmen zur „Machtergreifung“ in Magdeburg.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des „Gedenkjahrs Magdeburg 2023“ statt, das anlässlich der Jahrestage, die mit dem Beginn und der weiteren Entwicklung der nationalsozialistischen Diktatur verbunden sind, einen Beitrag zur Stärkung der Gedenkkultur als Teil einer demokratischen Stadtkultur leisten möchte. Die Schirmherrschaft des „Gedenkjahrs Magdeburg 2023“ hat Regina-Dolores Stieler-Hinz, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport der Landeshauptstadt Magdeburg, übernommen. Die Projektumsetzung wird ermöglicht durch die Institutionelle Förderung von Miteinander e.V. mit Mitteln des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt.

Wir gedenken der deportierten Sinti:zze und Rom:nja aus Magdeburg

Vor 80 Jahren, am 1. März 1943, löste die Stadt Magdeburg das sogenannte Zig.lager am Holzweg/Silberberg auf. Die Bewohner:innen wurden nach Auschwitz deportiert, wo 340 Sinti:zze und Rom:nja ermordet wurden. Miteinander e.V., das Bündnis gegen Rechts und die Stadtbibliothek Magdeburg laden zum Gedenken ein.

Die Gedenkveranstaltung findet am Mittwoch, den 1. März 2023, um 16.00 Uhr an der Namensstele beim Florapark (Olvenstedter Graseweg, Fußgängerzugang zum Florapark) statt. Die Ansprachen halten Dr. Cornelia Poenicke, Direktorin der Stadtbibliothek, in Vertretung von Regina-Dolores Stieler-Hinz, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport sowie Gjulner Sejdi, Vorsitzender von Romano Sumnal – Verband der Roma und Sinti in Sachsen.

Der 80. Jahrestag der Deportation der Sinti:zze und Rom:nja ist zudem Anlass für eine weitere Veranstaltung am Mittwoch, den 8. März 2023, um 17 Uhr in der Stadtbibliothek. Unter dem Titel „Kampf um die Erinnerung. Das Gedenken an Verfolgung und Ermordung der Sinti:zze und Rom:nja im Nationalsozialismus“ skizziert Leonard Stöcklein die Aufarbeitung des Porajmos, dem Holocaust an den Sinti:zze und Rom:nja, und diskutiert anhand konkreter Beispiele auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene verschiedene erinnerungskulturelle Fragen. Auch hierzu laden wir Sie herzlich ein.

Beide Veranstaltungen finden im Rahmen des „Gedenkjahrs Magdeburg 2023“ statt, das anlässlich der Jahrestage, die mit dem Beginn und der weiteren Entwicklung der nationalsozialistischen Diktatur verbunden sind, einen Beitrag zur Stärkung der Gedenkkultur als Teil einer demokratischen Stadtkultur leisten möchte. Die Schirmherrschaft des „Gedenkjahrs Magdeburg 2023“ hat Regina-Dolores Stieler-Hinz, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport der Landeshauptstadt Magdeburg, übernommen.

Zum Hintergrund

Am 4. März 1935 hatte die Stadtverwaltung Magdeburg die Errichtung eines „Zig.lagers“ beschlossen. Ab Mai 1935 mussten hier alle Sinti:zze und Rom:nja der Stadt unter widrigen Lebensbedingungen wohnen. Am 1. März 1943 wurde das Lager in einer gemeinsamen Aktion von Gestapo und Polizei aufgelöst. Sämtliche Bewohner:innen wurden verhaftet und mit 10 bis 15 Lastwagen zum Magdeburger Polizeipräsidium gebracht. Weitere Sinti:zze und Rom:nja, die nicht im Lager gelebt hatten, wurden von der Polizei gewaltsam aus ihren Wohnungen gezerrt und ebenfalls im Polizeipräsidium inhaftiert. Tags darauf wurden die Inhaftierten zusammen mit Sinti:zze und Rom:nja aus der Region vom Güterbahnhof mit dem Zug nach Auschwitz deportiert. Von 470 Deportierten überlebten 340 die Liquidierung des dortigen „Zigeunerlagers“ nicht. Insgesamt fielen dem Porajmos – dem Völkermord an den Sinti:zze und Rom:nja im Nationalsozialismus – mindestens 200.000 Menschen zum Opfer.

Der Taten erinnern, der Opfer gedenken

Auftakt zum “Gedenkjahr Magdeburg 2023”: Erinnerung an die “Machtergreifung” vor 90 Jahren

In das Jahr 2023 fallen die Jahrestage ereignisreicher Einschnitte, die mit dem Beginn und der weiteren Entwicklung der nationalsozialistischen Diktatur verbunden sind. Das „Gedenkjahr Magdeburg 2023“ trägt diesen Jahrestagen mit öffentlichen Veranstaltungen Rechnung und erinnert zum Auftakt am Montag, 30. Januar, um 16 Uhr vor dem Magdeburger Hauptbahnhof mit einer szenischen Lesung an den 90. Jahrestag der sogenannten Machtergreifung.

Ort der Erinnerung ist das in den Boden eingelassene Mahnmal, das auf dem Willy-Brandt-Platz an die Deportationen jüdischer Magdeburger erinnert. Um die zeitgenössische Wahrnehmung des nationalsozialistischen Umsturzes zu vergegenwärtigen, tragen der Künstler Herbert Beesten und der Magdeburger Museumsfachmann Tobias v. Elsner Zeugnisse Prominenter aus dem Jahr 1933 vor, darunter Schriftsteller und Publizisten wie Joseph Roth, Kurt Tucholsky und Sebastian Haffner, der Dramatiker Bertolt Brecht, aber auch der Hitler gleichsam religiös ergebene Joseph Goebbels. Die ausgewählten Texte lassen die Bandbreite der Reaktionen auf die „Machtergreifung“ erahnen, die von Euphorie bis zu Abscheu reichten und andere eher resignieren und wegsehen ließen. Musikalisch wird die szenische Lesung von dem ukrainischen Künstler Enver Ibragimov am Saxophon ausgestaltet.

Das “Gedenkjahr Magdeburg 2023” ist eine Kampagne von Miteinander e.V., dem Bündnis gegen Rechts Magdeburg und der Stadtbibliothek Magdeburg. Mit einer breit gefächerten Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus sollen Magdeburger Gedenkorte und ihre Geschichten neu und wieder entdeckt werden. Das Erinnerungsjahr will so einen “Beitrag zur Stärkung der Gedenkkultur als Teil einer demokratischen Stadtkultur” leisten, unterstreicht der Initiator Pascal Begrich als Geschäftsführer des Vereins Miteinander.

Die Schirmherrschaft des „Gedenkjahrs Magdeburg 2023“ hat Regina-Dolores Stieler-Hinz, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport der Landeshauptstadt Magdeburg, übernommen.