In einer gemeinsamen Pressemitteilung haben das Bündnis gegen Rechts und das Bündnis Solidarisches Magdeburg die Vermietung des AMO-Kulturhauses an die AfD Sachsen-Anhalt für ihren Landesparteitag am 3. März kritisiert.
Die Messe- und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg GmbH stellt der AfD zum wiederholten Male Räume für einen Parteitag zur Verfügung, ohne die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Im Wissen, dass es sich bei der AfD um eine rechtsextreme Partei handelt, ist die MVGM aufgefordert, alle Möglichkeiten zu prüfen, der Partei städtische Räume zu versagen. Die Forderung der Politik nach dem Engagement der Bürgerinnen und Bürger für die Demokratie geht ins Leere, wenn seitens der demokratischen und kommunalen Institutionen nicht der Versuch unternommen wird, rechtsextremen Organisationen wie der AfD mit allen zu Geboten stehenden juristischen Mitteln entgegenzutreten.
Das Bündnis gegen Rechts und das Bündnis Solidarisches Magdeburg protestieren gegen die Vermietung städtischer Räume an die AfD. Dies ist vor dem Hintergrund der Erkenntnisse der letzten Wochen über diese Partei unverständlich und unverantwortlich. Die AfD wird ihren Landesparteitag dazu nutzen, rechtsextreme und rassistische Inhalte in die Öffentlichkeit zu tragen und für ihre antidemokratischen Ziele zu werben. Dies kann nicht im Sinne der MVGM und der Landeshauptstadt Magdeburg sein.
Vor 81 Jahren, am 1. März 1943, löste die Stadt Magdeburg das sogenannte Z…lager am Holzweg/Silberberg auf. Die Bewohner:innen wurden nach Auschwitz deportiert, wo 340 Sinti:zze und Rom:nja ermordet wurden. Miteinander e.V., das Bündnis gegen Rechts und die Stadtbibliothek Magdeburg laden zum Gedenken ein.
Die Gedenkveranstaltung findet am Freitag, den 1. März 2024, um 16.00 Uhr an der Namensstele beim Florapark (Olvenstedter Graseweg, Fußgängerzugang zum Florapark) statt. Die Ansprachen halten Regina-Dolores Stieler-Hinz, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport (angefragt) und Pascal Begrich, Geschäftsführer von Miteinander e.V.. Die Veranstaltung wird musikalisch durch den Akkordeonisten Martin Müller begleitet.
Zum Hintergrund
Am 4. März 1935 hatte die Stadtverwaltung Magdeburg die Errichtung eines „Z…lagers“ beschlossen. Ab Mai 1935 mussten hier alle Sinti:zze und Rom:nja der Stadt unter widrigen Lebensbedingungen wohnen. Am 1. März 1943 wurde das Lager in einer gemeinsamen Aktion von Gestapo und Polizei aufgelöst. Sämtliche Bewohner:innen wurden verhaftet und mit 10 bis 15 Lastwagen zum Magdeburger Polizeipräsidium gebracht. Weitere Sinti:zze und Rom:nja, die nicht im Lager gelebt hatten, wurden von der Polizei gewaltsam aus ihren Wohnungen gezerrt und ebenfalls im Polizeipräsidium inhaftiert. Tags darauf wurden die Inhaftierten zusammen mit Sinti:zze und Rom:nja aus der Region vom Güterbahnhof mit dem Zug nach Auschwitz deportiert. Von 470 Deportierten überlebten 340 die Liquidierung des dortigen „Z…lagers“ nicht. Insgesamt fielen dem Porajmos – dem Völkermord an den Sinti:zze und Rom:nja im Nationalsozialismus – mindestens 200.000 Menschen zum Opfer.
Vor 27 Jahren, am 8. Februar 1997, wurde der 17jährige Frank Böttcher von einem gleichaltrigen Neonazi getötet. Er wurde angegriffen, weil der Täter sich provoziert fühlte – vom Haarschnitt und der Kleidung des jungen Punks. Frank Böttcher musste sterben, weil Neonazis Minderheiten und alternative Jugendkulturen zum Feind erklärt hatten. Daran und an die Kontinuität von Menschenhass und rechter Gewalt möchten wir erinnern.
Für Donnerstag, den 8. Februar 2024, um 16 Uhr laden wir am Gedenkstein an der Haltestelle „Klinikum Olvenstedt“ zum Gedenken an Frank Böttcher ein.
Zum Hintergrund
Am Abend des 7. Februars 1997 wird Frank Böttcher von seiner weißen Hausratte „Speedy“ gebissen und entschließt sich nach Mitternacht, mit der Straßenbahn ins Krankenhaus nach Neu-Olvenstedt zu fahren, um den Biss dort behandeln zu lassen. Schon auf dem Weg wird er von drei Naziskinheads angepöbelt und als „Zecke“ beschimpft. Nach der Behandlung verlässt Frank Böttcher das Krankenhaus und geht zur circa einhundert Meter entfernten Straßenbahnhaltestelle zurück. Dort findet ein Jugendlicher ihn gegen 4 Uhr morgens auf dem Bürgersteig: blutüberströmt, mit sieben Stichverletzungen und einem Schädel-Basisbruch. Frank Böttcher stirbt gegen 5:30 Uhr in der Intensivstation des Krankenhauses.
Seitdem sind 27 Jahre vergangen. 27 Jahre, in denen das Engagement gegen Rassismus und Rechtsextremismus wichtige Erfolge erzielte. Aber auch heute sind Hass und rechte Gewalt Teil des Alltags – auf der Straße und in den Sozialen Medien. Noch immer werden die Menschenwürde und eine vielfältige Gesellschaft in Frage gestellt. Das Bündnis gegen Rechts Magdeburg möchte an Frank Böttcher erinnern und zugleich ein Zeichen setzen für eine offene und demokratische Gesellschaft, in der jede:r angstfrei leben kann.
Öffentliche Lesung anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus
Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus laden wir zusammen mit der Stadtbibliothek Magdeburg und Miteinander e.V. zu einer öffentlichen Lesung ein. An der Gedenkplatte für die Opfer der Deportationen am Hauptbahnhof wird an jene Magdeburger:innen erinnert, die in der NS-Zeit verfolgt und ermordet worden sind. Der Blick der Lesung richtet sich aber auch auf die Gegenwart, in der sich jüdische Menschen angesichts einer Welle von Antisemitismus seit dem 7. Oktober kaum mehr offen zu erkennen geben. Der Magdeburger Jazz-Musiker Enver Ibragimov begleitet die Ausführungen mit dem Saxophon.
27. Januar 2024 | 16 Uhr | Willy-Brandt-Platz (vor dem Hbf.)
Miteinander e.V. und BgR Magdeburg beteiligen sich an der Aktionswoche „Eine Stadt für alle“
Am 16. Januar 1945 traf Magdeburg im Zuge des Luftkriegs ein umfassendes Flächenbombardement, das zahlreiche zivile Opfer forderte. Dieses Ereignis und der nachfolgende Wiederaufbau prägten die Stadtentwicklung von Grund auf. Die breite zivilgesellschaftliche Initiative Weltoffenes Magdeburg greift die bis zum heutigen Tag fortwirkende Zäsur alljährlich als Ausgangspunkt der Aktionswoche „Eine Stadt für alle“ auf, die jeweils mit dem 27. Januar, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, ihr Ende findet.
Auch wir – Miteinander e.V. und Bündnis gegen Rechts Magdeburg sind Teil der Aktionswoche „Eine Stadt für alle“ und freuen uns dabei zu sein. Gemeinsam mit unserem Partner, der Stadtbibliothek Magdeburg – legen wir mit der Fortsetzung des Gedenkjahrs Magdeburg die Erinnerung an die lokalen Opfer des Nationalsozialismus und ihre Bedeutung für die demokratische Gesellschaft der Gegenwart in den Mittelpunkt unserer Beiträge.
Denn so verstehen wir den Kern der Aktionswoche: Sie stellt das jährliche Gedenken an die Bombardierung Magdeburgs in den Zusammenhang des Kriegsgeschehens insgesamt, um die Erinnerungspraxis zu öffnen. Der Zweite Weltkrieg ist durch das Deutsche Reich nicht nur als Angriffs- und Eroberungskrieg entfacht worden. Von Beginn an wurde der Konflikt vielmehr auch als ideologisch motivierter Vernichtungskrieg geführt. Die Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden erfolgte fortwährend gezielt parallel zu militärischen Handlungen. Der NS-Ideologie einer homogenen Volksgemeinschaft vielen Angehörige vieler weitere Minderheiten und Bevölkerungsgruppen zum Opfer: Sinti*zze und Rom*nja, Osteuropäer*innen, Behinderte, Personen mit „abweichendem Verhalten“, politische Gegner*innen u.v.m. wurden ermordet oder versklavt.
Will das Gedenken anlässlich des 16. Januars diesen Kontext angemessen berücksichtigen, so muss es sich daher auf zwei Gruppen von Leidtragenden richten, deren Geschichte und Schicksale aber nicht nebeneinanderstehen, sondern aufs Engste miteinander verbunden sind. Damit beziehen wir und viele Akteur*innen Magdeburgs jedes Jahr aufs Neue erinnerungspraktisch Position gegenüber relativierenden Sichtweisen auf die Geschehnisse, die Leid und Opfer mit dem Ziel gegenüber stellen sowie deutsche Schuld und Verantwortung in Zweifel zu ziehen. Andererseits rufen vielgestaltige Beiträge zur Aktionswoche das umfassende Ausmaß des zerstörerischen und mörderischen Handelns, das auf nahezu allen gesellschaftlichen Ebenen getragen wurde, ins Bewusstsein.
Angesichts des Erstarkens und der Normalisierung rechtsextremer Diskurse ist eine demokratische erinnerungspolitische Positionierung umso notwendiger – auch als Antwort auf den wachsenden Antisemitismus.
Veranstaltung im Rahmen des Gedenkjahrs Magdeburg
(Menschen)Zoogeschichte(n) – Unerhörte Stimmen der Kolonialgeschichte Vortrag von Johanna Tönsing 18.01.2024 | 17:00 Uhr | Stadtbibliothek
Zerbrechlich und Wortgewaltig: Stimmen von Frauen gegen das Vergessen, gegen Verachtung und Unterdrückung Lesung 25.01.2024 | 17 Uhr | Stadtbibliothek
Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt, Stadtbibliothek Magdeburg, Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
Verqueres Denken – Reichsbewegte und Querdenkende Vortrag und Gespräch mit Andreas Speit 25.01.2024 | 19:30 | Stadtbibliothek
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, Stadtbibliothek
Der Taten erinnern, der Opfer gedenken Kundgebung und Lesung zum Internationalen Holocaust-Gedenktag 27.01.2024 | 16 Uhr | Willy-Brandt-Platz (vor dem Hbf.)
Veranstalter: Stadtbibliothek Magdeburg, Miteinander e.V., Bündnis gegen Rechts Magdeburg