Öffentliche Lesung anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus
Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus laden wir zusammen mit der Stadtbibliothek Magdeburg und Miteinander e.V. zu einer öffentlichen Lesung ein. An der Gedenkplatte für die Opfer der Deportationen am Hauptbahnhof wird an jene Magdeburger:innen erinnert, die in der NS-Zeit verfolgt und ermordet worden sind. Der Blick der Lesung richtet sich aber auch auf die Gegenwart, in der sich jüdische Menschen angesichts einer Welle von Antisemitismus seit dem 7. Oktober kaum mehr offen zu erkennen geben. Der Magdeburger Jazz-Musiker Enver Ibragimov begleitet die Ausführungen mit dem Saxophon.
27. Januar 2024 | 16 Uhr | Willy-Brandt-Platz (vor dem Hbf.)
Miteinander e.V. und BgR Magdeburg beteiligen sich an der Aktionswoche „Eine Stadt für alle“
Am 16. Januar 1945 traf Magdeburg im Zuge des Luftkriegs ein umfassendes Flächenbombardement, das zahlreiche zivile Opfer forderte. Dieses Ereignis und der nachfolgende Wiederaufbau prägten die Stadtentwicklung von Grund auf. Die breite zivilgesellschaftliche Initiative Weltoffenes Magdeburg greift die bis zum heutigen Tag fortwirkende Zäsur alljährlich als Ausgangspunkt der Aktionswoche „Eine Stadt für alle“ auf, die jeweils mit dem 27. Januar, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, ihr Ende findet.
Auch wir – Miteinander e.V. und Bündnis gegen Rechts Magdeburg sind Teil der Aktionswoche „Eine Stadt für alle“ und freuen uns dabei zu sein. Gemeinsam mit unserem Partner, der Stadtbibliothek Magdeburg – legen wir mit der Fortsetzung des Gedenkjahrs Magdeburg die Erinnerung an die lokalen Opfer des Nationalsozialismus und ihre Bedeutung für die demokratische Gesellschaft der Gegenwart in den Mittelpunkt unserer Beiträge.
Denn so verstehen wir den Kern der Aktionswoche: Sie stellt das jährliche Gedenken an die Bombardierung Magdeburgs in den Zusammenhang des Kriegsgeschehens insgesamt, um die Erinnerungspraxis zu öffnen. Der Zweite Weltkrieg ist durch das Deutsche Reich nicht nur als Angriffs- und Eroberungskrieg entfacht worden. Von Beginn an wurde der Konflikt vielmehr auch als ideologisch motivierter Vernichtungskrieg geführt. Die Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden erfolgte fortwährend gezielt parallel zu militärischen Handlungen. Der NS-Ideologie einer homogenen Volksgemeinschaft vielen Angehörige vieler weitere Minderheiten und Bevölkerungsgruppen zum Opfer: Sinti*zze und Rom*nja, Osteuropäer*innen, Behinderte, Personen mit „abweichendem Verhalten“, politische Gegner*innen u.v.m. wurden ermordet oder versklavt.
Will das Gedenken anlässlich des 16. Januars diesen Kontext angemessen berücksichtigen, so muss es sich daher auf zwei Gruppen von Leidtragenden richten, deren Geschichte und Schicksale aber nicht nebeneinanderstehen, sondern aufs Engste miteinander verbunden sind. Damit beziehen wir und viele Akteur*innen Magdeburgs jedes Jahr aufs Neue erinnerungspraktisch Position gegenüber relativierenden Sichtweisen auf die Geschehnisse, die Leid und Opfer mit dem Ziel gegenüber stellen sowie deutsche Schuld und Verantwortung in Zweifel zu ziehen. Andererseits rufen vielgestaltige Beiträge zur Aktionswoche das umfassende Ausmaß des zerstörerischen und mörderischen Handelns, das auf nahezu allen gesellschaftlichen Ebenen getragen wurde, ins Bewusstsein.
Angesichts des Erstarkens und der Normalisierung rechtsextremer Diskurse ist eine demokratische erinnerungspolitische Positionierung umso notwendiger – auch als Antwort auf den wachsenden Antisemitismus.
Veranstaltung im Rahmen des Gedenkjahrs Magdeburg
(Menschen)Zoogeschichte(n) – Unerhörte Stimmen der Kolonialgeschichte Vortrag von Johanna Tönsing 18.01.2024 | 17:00 Uhr | Stadtbibliothek
Zerbrechlich und Wortgewaltig: Stimmen von Frauen gegen das Vergessen, gegen Verachtung und Unterdrückung Lesung 25.01.2024 | 17 Uhr | Stadtbibliothek
Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt, Stadtbibliothek Magdeburg, Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
Verqueres Denken – Reichsbewegte und Querdenkende Vortrag und Gespräch mit Andreas Speit 25.01.2024 | 19:30 | Stadtbibliothek
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, Stadtbibliothek
Der Taten erinnern, der Opfer gedenken Kundgebung und Lesung zum Internationalen Holocaust-Gedenktag 27.01.2024 | 16 Uhr | Willy-Brandt-Platz (vor dem Hbf.)
Veranstalter: Stadtbibliothek Magdeburg, Miteinander e.V., Bündnis gegen Rechts Magdeburg
Magdeburg erinnert an die Novemberpogrome von 1938. Das Gedenken am 9. November beginnt 17 Uhr im Forum Gestaltung und führt mit einem stillen Gedenkweg zum Mahnmal der zerstörten Synagoge. Die Veranstaltung wird vom Evangelischen Kirchenkreis Magdeburg in Kooperation mit der Landeshauptstadt sowie mit reger Beteiligung der Liberalen Jüdischen Gemeinde zu Magdeburg, der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg und dem Forum Gestaltung organisiert.
Zum Hintergrund
Vor 85 Jahren, an den Tagen des 9. und 10. Novembers 1938 entfesselten die Nazis die gewalttätigsten Pogrome gegen Jüdinnen und Juden seit dem Mittelalter. Die Pogrome bilden den brutalen Schlusspunkt für das öffentliche jüdische Leben sowie den Auftakt zu Ghettoisierung, Deportation und Vernichtung. In Magdeburg hetzte NSDAP-Kreisleiter Rudolf Krause auf einer Kundgebung am 9. November SA-, SS- und Parteiangehörige zu den antisemitischen Ausschreitungen auf.
Mindestens 30 Geschäfte – darunter der Herrenausstatter Hermanns & Froitzheim, die Papierhandlung Sperling, das Kaufhaus Karfiol, die Musikalienhandlung Silbermann, Lederwaren Reinhold und das Modehaus Modern – sowie mehrere Arztpraxen und Wohnungen von Jüdinnen und Juden wurden verwüstet. Die Innenräume der Synagoge wurden von der SA mit Sprengstoff zerstört, Unterlagen, und religiöse Kultgegenstände öffentlich verbrannt. Gestapo, SS und SA drangsalierten und misshandelten jüdische Bürger:innen. 120 Männer wurden am 10. November verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt.
Für Mittwoch, den 16. August 2023, laden wir zum Gedenken an den vor 15 Jahren von einem Neonazi getöteten Rick Langenstein ein. Die Veranstaltung beginnt um 16.00 Uhr am Gedenkstein im Hektorweg, Ecke Pallasweg im Stadtteil Reform.
Zum Hintergrund
In der Nacht zum 16. August 2008 wurde der 20jährige Rick Langenstein in der Nähe der Diskothek „Funpark“ (Magdeburg-Reform) so schwer durch Schläge und Tritte verletzt, dass er an seinem eigenen Blut erstickte. Zwei Tage nach der Tat nahm die Polizei einen wegen gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung und räuberischer Erpressung vorbestraften Rechtsextremen fest. Das Landgericht Magdeburg verurteilte den bekennenden Neonazi zu acht Jahren Jugendstrafe wegen Totschlags und Diebstahls. Das Gericht sah als erwiesen an, dass der 19jährige den angehenden Kunststudenten Rick Langenstein in der Nähe der Diskothek so brutal misshandelte, dass er noch am Tatort starb.
Familienangehörige und Freund:innen von Rick Langenstein fassten bereits nach der Beerdigung den Entschluss, am Tatort einen Stein zur Erinnerung und Mahnung aufzustellen. Unterstützung erhielten sie von verschiedenen Institutionen der Zivilgesellschaft sowie der Landeshauptstadt Magdeburg. An einer Unterschriftenaktion beteiligten sich mehr als 1.000 Menschen. Der Gedenkstein wurde 2009 wenige Meter vom Tatort entfernt auf öffentlichem Grund aufgestellt.
Das Amt für Gleichstellungsfragen der Landeshauptstadt, der Politische Runde Tisch der Frauen und BeReshith e.V. laden im Rahmen des Gedenkjahrs Magdeburg 2023 zu einer Gedenkveranstaltung am Tor des ehemaligen Konzentrationslagers der Polte-Werke ein. Erinnert wird an die über 3.000 Frauen und 600 Männer, die vom 14. Juni 1944 bis zum 13. April 1945 in das Lager in der Liebknechtstraße deportiert worden waren. Die Gedenkveranstaltung findet am Mittwoch, den 14. Juni 2023 um 16 Uhr am Mahnmal des Außenlagers (Liebknechtstr. 65) statt.