Gedenken und Bedenken zum Tag der Stadtzerstörung am 16. Januar 1945
Magdeburg. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass Ewiggestrige und rechte Gruppierungen das Gedenken an die Zerstörung unserer Stadt missbrauchen, um ihr fremden- und demokratiefeindliches Gedankengut zu verbreiten“, sagte Trümper gestern auf einer von großem Medieninteresse begleiteten gemeinsamen Pressekonferenz mit dem „Bündnis gegen Rechts“ im Rathaus. An der Front des Hauses flaggte die Stadt die unmissverständliche Parole : „Magdeburg ist bunt, nicht braun“. Transparente mit diesem und ähnlichen Bekenntnissen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit werden am Sonnabend im ganzen Stadtgebiet aufgehängt. An dem Tag wollen Neonazis aus ganz Sachsen-Anhalt und aus anderen Bundesländern in Magdeburg aufmarschieren. Etwa 500 Teilnehmer werden erwartet.
„Hingucken, nicht weggucken“, fordert entschieden die ehemalige Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Magdeburg und seit vielen Jahren beständig gegen rechtsextreme Tendenzen ankämpfende Waltraut Zachhuber vom „Bündnis gegen Rechts“. Zachhuber weiter : „Weggucken kann seinen Grund in Angst, Desinteresse oder in der Haltung haben, das Problem werde schon von selbst wieder vorübergehen. Aber das ist falsch. Wir müssen Gesicht und Courage gegen Rechts zeigen und sehr darauf achten, dass Trauer und Schrecken über die Stadtzerstörung nicht für einseitige Hasskampagnen und die Verbreitung nationalsozialistischen Gedankengutes missbraucht werden. Dagegen müssen wir auf die Straße gehen.“
Am Vortag des 16. Januar 2005, dem 60. Jahrestag der Stadtzerstörung, hatte Magdeburg sich erstmals mit massiven Aktionen gegen einen Rechtenaufmarsch zur Wehr gesetzt. Rund 1300 Menschen kamen zur Gegendemonstration, etwa 300 Magdeburger bildeten eine Menschenkette um den Dom, als Neonazis eine Kundgebung auf dem Platz davor abhielten und reinigten ihn im Anschluss symbolisch mit Besen vom braunen Ungeist.Im Januar 2007 untersagte die Stadt mittels einer neuen Friedhofssatzung erstmals einen Aufmarsch auf dem Westfriedhof und ließ einen Kranz mit deutlich neonationaler Aufschrift vom Gedenkplatz entfernen. In der Folge demonstrierten Rechtsextreme drohend vor dem Wohnhaus des Oberbürgermeisters und skandierten diffamierende Parolen. Der Einschüchterungsversuch misslang und machte Trümper umso entschiedener in seinem öffentlichen Auftreten gegen Rechts.
Ablauf der Protestaktionen am 19. Januar 2008:
11.00 Uhr Demonstration über die Große Diesdorfer Straße in Richtung Hauptbahnhof
gegen 11.30 Uhr Zwischenkundgebung am Westring (Redebeitrag zum Thema „Zwangsarbeit und KZ-Haft“), weiter über den Adelheidring, Damaschkeplatz in Richtung Ernst-Reuter-Allee
gegen 12.00 Uhr Zwischenkundgebung in Höhe der Brandenburger Straße (Redebeitrag zum Thema „Stolpersteine in Magdeburg“), weiter über die Otto-von-Guericke-Straße und Julius-Bremer-Straße zum Platz an der Alten Synagoge
gegen 12.30 Uhr Zwischenkundgebung am Synagogenmahnmal (Redebeitrag zum Thema „Erst wurde die Synagoge zerstört und dann die ganze Stadt“), weiter über den Breiten Weg
gegen 13.00 Uhr Ankunft am Hundertwasserhaus
ab 13.30 Uhr Abschlusskundgebung (Redebeiträge: Oberbürgermeister Lutz Trümper, Innenminister Holger Hövelmann, Landtagspräsident Dieter Steinecke, DGB-Landesvorsitzender Udo Gebhardt u. a., Musik)
15.00 Uhr Ende der Aktion