19. Januar: Weltoffenheit braucht Erinnerung und sichtbaren Protest gegen Hass und Rassismus

Der 16. Januar bleibt umkämpft. Erneut will ihn die extreme Rechte für einen Aufmarsch nutzen, der sich in der Form am Nationalsozialismus orientiert und diesen rehabilitieren will. Für ein demokratisches Gedenken an den Bombenkrieg heißt das, die historischen Kontexte und die Vielfalt der Perspektiven wahrzunehmen – auch und gerade jenseits der nationalsozialistischen Mehrheitsgesellschaft.

Das Bündnis gegen Rechts Magdeburg beteiligt sich daher an der Aktionswoche Weltoffenes Magdeburg mit zwei Veranstaltungen am 19. Januar – dem Tag des geplanten neonazistischen „Trauermarschs“:

„Magdeburg im Nationalsozialismus. Ein Stadtrundgang zu Geschichte und Gegenwart“ (in Kooperation mit der Ev. Sekundarschule und Miteinander e.V.)

  • Beginn: 14h00 auf dem Willy-Brandt-Platz/vor dem Hbf.
  • Ende: 15h30 auf dem Alten Markt

Kundgebung: „Weltoffenheit braucht Erinnerung. Für eine aktive und kritische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit“

  • Beginn: 16h00 auf dem Domplatz

Weltoffenheit braucht neben der Erinnerung sichtbaren und öffentlichen Protest gegen den Versuch der Rehabilitierung des Nationalsozialismus. Wir rufen daher auf: Beteiligen Sie sich an den zahlreichen Aktivitäten der verschiedenen Akteure! Lassen Sie uns gemeinsam deutlich machen: Magdeburg ist weltoffen und sagt deutlich und sichtbar Nein zu Hass, Rassismus und Gewalt!

Weitere Veranstaltungen und Aktivitäten am 19. Januar:

Zuletzt aktualisiert: 18. Januar 13h30. Kurzfristige Änderungen sind möglich. Diese Seite wird fortlaufend bis einschließlich 18. Januar aktualisiert. Am 19. Januar informieren wir über unsere Accounts bei Facebook und Twitter.

 

Zum Hintergrund

Anlässlich des Gedenkens an die Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg marschierten zwischen 2001 und 2016 jährlich Neonazis durch die Stadt. Die sog. Trauermärsche entwickelten sich – neben den Demonstrationen in Dresden –  für die rechtsextreme Szene zum wichtigsten Aufmarsch mit Bezug zum Nationalsozialismus. Zu Hochzeiten mobilisierte die „Initiative gegen Vergessen“ bis zu 1.500 Teilnehmende nach Magdeburg. Im Schein von Fackeln zogen sie durch die Innenstadt. Neonazistische Kader aus dem gesamten Bundesgebiet sprachen auf den Kundgebungen.

In Folge eines Generationenwechsels in der Neonazi-Szene und der nachlassenden Mobilisierungsfähigkeit zu geschichtspolitischen Themen löste sich die Gruppe der Initiatoren aus dem Umfeld der Magdeburger „Kameradschaft Festungsstadt“ und der örtlichen NPD auf. Zuletzt waren es Protagonisten der Neonazi-Kleinstpartei DIE RECHTE, die sich um eine Wiederbelebung des neonazistischen Gedenkens an die Bombardierung Magdeburgs mühten. Doch sie kamen über symbolische Zeichen wie Kranzniederlegungen und Kerzenaktionen nicht hinaus.

Für den angekündigten „Trauermarsch“ am 19. Januar 2019 hat sich ein neuer Veranstalterkreis gebildet. Er besteht aus Neonazis, die auch für den Magdeburger PEGIDA-Ableger MAGIDA verantwortlich zeichneten, sowie regionalen Aktivisten von DIE RECHTE und der rechtsextremen  „Bürgerbewegung Altmark“.

Akteure aus diesem Umfeld hatten bereits am 10. November 2018 einen ersten Mobilisierungserfolg in Magdeburg erzielt. Unter dem Namen „Bürgerinitiative Magdeburg“ organisierten sie einen Fackelmarsch. Unterstützt von Neonazis aus der Altmark, aus Brandenburg und aus Sachsen zogen ca. 800 Neonazis durch das Stadtzentrum.

Mit ihrem Aufruf für Januar wollen die Neonazis an die Erfolge des zurückliegenden Jahrzehnts und die Mobilisierungsdynamik anknüpfen. So ist für Samstag mit rund 500 Teilnehmenden zu rechnen.

Aktionswoche Weltoffenes Magdeburg im Januar

Es geschieht Neues in Magdeburg: Im Januar 2019 wird es vom 16. bis 22. Januar eine Aktionswoche „Weltoffenes Magdeburg“ geben, die von der neu gegründeten „Initiative Weltoffenes Magdeburg“ organisiert wird.
Beteiligung ist ausdrücklich erwünscht. Wer das Grundverständnis der Initiative teilt, ist aufgerufen, die Aktionswoche mit eigenen Beiträgen, Aktionen, Veranstaltungen etc. mitzugestalten. (Nach unserer Einschätzung wird v.a. der 19. Januar vielfältige öffentliche Aktivitäten in der Stadt gebrauchen können.) Was geplant wird, findet sich auch in unserem Veranstaltungskalender, der laufend ergänzt wird.
Wer sich an der Aktionswoche beteiligen will, kann hier seine Veranstaltung anmelden. Nähere Informationen zur „Initiative Weltoffenes Magdeburg“ gibt es hier.

20. Januar: Demokratie braucht Erinnerung

Für eine aktive und kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus

Der 16. Januar ist ein umstrittener Tag. Seit Jahren nehmen extreme Rechte den Jahrestag der Bombardierung Magdeburgs zum Anlass, die Verbrechen der NS-Zeit zu relativieren und den Nationalsozialismus zu rehabilitieren. Auch wenn die neonazistischen Aufmärsche Geschichte sind – ihre Positionen finden nach wie vor Widerhall: in den Landtagen, auf Parteitagen und auf der Straße. Das wollen wir nicht hinnehmen.

Wir erinnern an die Ursachen und Folgen, die die nationalsozialistische Herrschaft in und für Magdeburg hatte. Kritisch beleuchten wir nicht nur die Sprache, in der sich Rechte zu dieser Vergangenheit äußern. Gemeinsam treten wir ein für eine demokratische Erinnerungskultur – gegen Geschichtsverfälschung, völkischen Nationalismus und Rassismus.

Wir rufen auf zu einer Kundgebung und einem anschließenden historischen Stadtspaziergang:

am Samstag, den 20. Januar 2018
um 11 Uhr
auf dem Domplatz Magdeburg

Rassismus, Hass und Gewalt mit Entschlossenheit entgegentreten

Stellungnahme des Bündnis gegen Rechts Magdeburg zur Meile der Demokratie 2018

Seit 20 Jahren engagiert sich das Bündnis gegen Rechts für eine offene und liberale Bürgergesellschaft in Magdeburg. 2008 haben wir die Meile der Demokratie als deutliche Positionierung gegen Geschichtsrevisionismus, Rassismus, Hass und Gewalt ins Leben gerufen und als Bündnis gegen Rechts seitdem mit veranstaltet und durch viele Aktivitäten mitgetragen.

Auf der Meile der Demokratie 2018 wird erstmals die AfD vertreten sein. Die Partei hat zwar den Aufruf unterschrieben, doch in ihrem Handeln und in ihrer Programmatik widerspricht sie der Intention und den Inhalten der Meile. Schon die Hashtags, mit denen die AfD ihre Facebook-Posts zur Meile bisher gekennzeichnet hat, zeigen, dass sie nicht gewillt ist, allen Menschen und Organisationen mit Respekt zu begegnen. Bereits die Ankündigung der Teilnahme der AfD ist ein fatales Signal für all jene, die sich für die Meile und gegen Rechtsextremismus engagieren. Sie verunsichert insbesondere Akteure und Besucher*innen der Meile, die zu den „Feindbildern“ der AfD gehören.

Wir respektieren, dass es zu dieser Raumnahme der AfD unterschiedliche Perspektiven und Konsequenzen daraus gibt. Als Bündnis gegen Rechts haben wir uns entschieden, die Meile der Demokratie 2018 nicht als Mitveranstalter mitzutragen.

Wir hoffen, dass sich am 20. Januar 2018 die Menschen unabhängig von Herkunft, Religion, Aufenthaltsstatus, sexueller Orientierung oder anderer Merkmale frei und sicher fühlen können und wünschen dem Tag einen friedlichen Verlauf.

Hintergrundinformationen:

Nach der Meile ist vor dem nächsten Schritt

170121-mdd-schild-wuerde-diskriminierungGeschätzt 8.000 Menschen waren am Samstag bei „Meile und Meilensteinen für Demokratie“ mit uns gemeinsam auf der Straße, um sich für Vielfalt und Menschenwürde zu engagieren. Vielen Dank allen Besucher_innen und insbesondere den Aktiven und allen, die uns in unterschiedlicher Form unterstützt haben!

Wir waren am Samstag nicht allein. Zur gleichen Zeit sind in Koblenz, in Washington, in Berlin und an vielen anderen Orten der Welt Menschen gemeinsam auf die Straßen gegangen, um Menschenrechte und erreichte Freiheiten zu verteidigen. Und auch wir haben wahrscheinlich nicht zum letzten Mal in diesem Jahr dazu aufgerufen, Vielfalt und Menschenwürde zu verteidigen. Denn eine Stadt für alle ohne Rassismus, Hass und Gewalt werden wir nur erreichen, wenn wir gemeinsam aktiv bleiben. Darum verbinden wir unseren Dank für die Aktivitäten am Samstag mit einem Verweis auf unseren Aufruf:

„Magdeburg gehört an jedem Tag den engagierten und menschenfreundlichen Demokratinnen und Demokraten. Lassen Sie uns Nazis, Rechtspopulismus und Rassismus mit Zivilcourage und Entschlossenheit entgegentreten!“

Schöne Fotogalerien mit Eindrücken vom Samstag gibt es hier und hier.